Kriegsgründe entstehen im Frieden – wann denn sonst. Deswegen rüsten sich Staaten im Frieden kriegsfähig auf – wann auch sonst. Wenn der Ernstfall droht, ist es dafür zu spät. Mitten im Frieden unterhalten sie stehende Heere, beschaffen sich immer gewalttätigere Waffen, bauen dafür die Rüstungsindustrie auf, zeigen auf Manövern potentiellen Feinden, was sie an Zerstörungspotential haben und einsetzen können, schaffen einen MIK (Militärisch-industriellen-Komplex) geben dafür große Teile des Staatshaushalts unproduktiv für Vernichtungsgerät aus, schmieden Militärbündnisse, um sich zu wappnen – natürlich gegen Ihresgleichen. Solche Mächte – es sind immer zugleich ihre ökonomischen Konkurrenten – gelten ihnen als Bedrohung, wenn sie ihnen verdächtig erscheinen, ihre Souveränität zu gefährden. Dagegen bauen Staaten ihr Militär als Abschreckungsmacht auf und richten sich darauf ein, ihre Hoheit notfalls militärisch zu verteidigen. Theoretisch weisen sie dabei jeden Verdacht von sich, selbst die Quelle von Kriegsgefahr zu sein. Das sind immer die anderen. Die sind dann die Aggressoren, die völkerrechtswidrige Angriffskriege vom Zaun brechen. Gegen diese Bösen muss natürlich die Friedensordnung verteidigt werden – wie die bekannte Legitimation vor und während der Kriege lautet. Allerdings stellen das die anderen ebenso dar. Das einmal ernst genommen wären alle Kriege immer nur dumme Missverständnisse, weil allein eine irrtümlicherweise angenommene Bedrohung zum Schießen geführt hätte. Praktisch gehen Staaten ohnehin davon aus, dass in der ökonomischen Konkurrenz untereinander und in der dazu gehörenden Absicherung von nützlichen zwischenstaatlichen Verhältnissen die Quelle der Kriegsgefahr liegt, dass sie sich also mit ihrem internationalen Konkurrenzgeschäft Feinde machen. Kein Wunder: Immerhin konkurrieren sie ja als Staatsgewalten miteinander.
Was das im Einzelnen heißt, wird näher zu klären sein.