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Im Krieg wird die Moralität der bürgerlichen Gesellschaft auf den Kopf gestellt. Was im zivilen Alltag mit seinen rechtlichen Vorschriften und sittlichen Geboten dem Menschen streng verboten ist, das wird ihm als Soldaten im Krieg befohlen – und allen anderen als unbedingt gebotene Notwendigkeit vorstellig gemacht: Im Krieg gilt es, andere Menschen umzubringen, die Auslöschung der Existenz von Leuten, mit denen man persönlich überhaupt nichts zu tun hat, als seine Feinde ist geboten. Und das Recht auf Leben, das sonst das höchste Schutzgut darstellt, weicht der Pflicht, es für den Staat hinzugeben. Kriege sind deswegen Hochzeiten der Moral – und für alle Mitdenkenden eine ultimative moralische Herausforderung, die das Bedürfnis nach Rechtfertigung provoziert.
Bedeutende und weniger bedeutende Inhaber einer Meinung stellen und beantworten allen Ernstes die Frage, ob und für welche Kriegspartei die große Schlächterei in Ordnung geht. Nicht erst die unbedingte Parteilichkeit, mit der im Westen Schuld und Unschuld an den aktuellen Kriegen, Recht und Unrecht zum Bombardieren verteilt werden, schon die Frage, ob die das dürfen bzw. welche Kriegspartei was darf, die manche ja auch abweichend beantworten, ist ein einziger Fehler.
Denn die verfeindeten Staatsgewalten, die da kämpfen lassen, „dürfen“, was sie an Krieg für notwendig erachten. Gerade darauf bestehen sie ja mit all ihrer Gewalt. Sie kennen kein höheres Recht über sich und demonstrieren das deutlich genug, wenn sie untereinander kriegerisch auskämpfen, welche Seite sich gegenüber der anderen was herausnehmen darf und welche Seite sich was gefallen lassen muss. Und wenn sie nach dem Krieg bei geklärten Über- und Unterordnungsverhältnissen einen Frieden aushandeln, auch dann halten sie sich an kein Recht, sondern setzen neues.
Die eingebildete Richterrolle, die jeder einnehmen darf und soll, und die guten und schlechten Noten oder auch gleich verteilte Missbilligung, mit der die engagierten Gewaltsubjekte bedacht werden, ändern am Krieg überhaupt nichts, sie erreichen die be- und verurteilten Staatsgewalten gar nicht. Sie ändern aber sehr wohl etwas aufseiten der Laienrichter selbst: Die halten mit ihren moralischen Abwägungen sogar im Krieg daran fest, dass sie die eigentlichen Auftraggeber und irgendwie maßgeblichen Beurteiler des kriegerischen Handelns der Staatsgewalten seien, die ihresgleichen gerade im großen Stil verbrauchen. Teils machen sie sich so zu Parteigängern einer Seite; auf jeden Fall erarbeiten sie sich mit ihrer ideellen Einmischung in den Krieg einen sehr konstruktiven Standpunkt, mit dem sie richtig und falsch beim Töten und Sterben für die konkurrierenden Herrschaftsansprüche unterscheiden.
Im Artikel Blutige Lektionen über den Segen staatlicher Souveränität – und über die bodenlose populäre Meinungsbildung darüber wird das Ringen um Verständnis für die aktuellen Gemetzel in der Ukraine und im Nahen Osten entlang der ewig frischen Moralfragen, wer angefangen hat, wer sich nur verteidigt und wer die meisten unschuldigen Opfer zu beklagen hat, der Kritik unterzogen. Das Rechten um diese Fragen erspart sich jede Befassung mit der Notwendigkeit von Kriegen in einer Welt souveräner Staaten.
Der GegenStandpunkt nicht. Der Artikel ‚Al-Aqsa-Flut‘ und Gaza-Krieg: Hamas gegen Israel liefert die Erklärung und Kritik der leichenträchtigen Gründe, die die Kriegsherren im Namen der Souveränität ihrer Staatsgewalt bzw. im Namen ihres Anspruchs darauf, zu einer solchen erst noch zu werden, für ihre jeweiligen Kriegsaktionen haben.
Die Fortsetzung unserer Ableitungsschrift zur Konkurrenz der Kapitalisten: Die letzte Wachstumsgarantie – imperialistische Erfolge der Nation klärt über die Notwendigkeit auf, mit der die Staaten der Welt in ihrem zivilen Verkehr der Konkurrenz der Nationen notwendig die Gründe für den nächsten Krieg produzieren.